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Nadja - Die Macht des Zaubersteins

Cover der achten US-DVD von Nadia

jap. Originaltitel:

Fushigi no Umi no Nadia

Produktionszeit:

1990

Genre:

Abenteuer / Science Fiction

Drehbuch:

sehr frei nach Jules Vernes' "20.000 Meilen unter dem Meer"

Regie:

Hideaki Anno, Shinji Higuchi

Character Design:

Yoshiyuki Sadamoto

Laufzeit:

39 Folgen à ca. 25 Minuten

Review-Version:

Ausstrahlung der deutsch synchronisierten Fassung auf RTL 2



Die Handlung

Nadja
Sansons, Grandis und Hanson
Nadja und King
Jean und Nadia
Grandis und Hanson
Nadja entdeckt einen Spanner

Das 19. Jahrhundert: Eine Zeit des Aufbruchs und des Umdenkens. Die industrielle Revolution ist in vollem Gange, die Wissenschaft floriert und neue Erfindungen eröffnen nie gekannte Möglichkeiten. Es ist eine Zeit, in der die Mysterien der Welt vor dem unaufhaltsamen Zug des menschlichen Erkundungsdranges weichen müssen und in der sich der Mensch die Erde wahrhaftig Untertan macht. Im Jahre 1889 findet in Paris die Weltausstellung statt, auf der sich Visionäre aus aller Welt treffen um ihre neuen Erfindungen vorzustellen. Und wie es aussieht, ist die Menschheit wild entschlossen mit neuartigen Geräten noch einen weiteren Bereich des Planeten Erde zu erobern: die Luft.

Auch Jean Rocque Raltigue, ein 14-jähriger leicht naiver aber höchst begabter und wissenschaftsbegeisterter Junge, ist besessen vom Traum zu fliegen. Obwohl seine bisherigen Konstruktionen allesamt abgestürzt sind, ist er sicher, dass sein neuestes Flugzeug den Flugwettbewerb auf der Weltausstellung gewinnen wird. Der Wettbewerb ist allerdings schnell wieder vergessen, als er die hübsche Nadja erblickt. Ein exotisches Aussehen, erstaunliche artistische Fähigkeiten, einen Baby-Löwen als ständigen Begleiter, eine mysteriöse Vergangenheit und einen seltsamen Stein namens "Blue Water", der sie vor Gefahr zu warnen scheint - Jean kann gar nicht anders als von Nadja völlig fasziniert zu sein.

Doch nicht nur Jean ist hinter Nadja her. Die aufbrausende Aristokratin Grandis und ihre zwei Gefolgsleute, der starke Sanson und der schlaue Hanson, haben es auf Nadjas "Blue Water" abgesehen. Mit ihrem Multifunktions-Panzer "Grakam" versuchen die Drei Nadja gefangen zu nehmen, ihre Pläne werden allerdings durch Jean vereitelt, der Nadja mit seinem Flugzeug retten kann. Die beiden landen schließlich auf einem amerikanischen Schlachtschiff, das auf der Jagd nach einem riesigen Seeungeheuer ist, das in letzter Zeit viele Schiffe versenkt hat. Als das Seeungeheuer das Schlachtschiff angreift, werden Nadja und Jean von Bord gespült und finden sich kurze Zeit später auf dem hoch technisierten Unterseeboot "Nautilus" wieder, das unter dem Kommando des geheimnisvollen Kapitän Nemo steht. Und das ist erst der Anfang eines aberwitzigen Abenteuers, in dessen Verlauf Nadja und Jean dem Geheimnis von "Blue Water" auf den Grund gehen, gegen die Geheimsekte "Neu Atlantis" kämpfen müssen und sich ihrer wahren Gefühle füreinander bewusst werden.

Meine Meinung

"Fushigi no Umi no Nadia" war die erste Fernsehserie des mittlerweile sehr berühmten Studio GAINAX, das zuvor vor allem durch den Kinofilm "The Wings of Honneamise" und die OVA-Serie Gunbuster aufgefallen war. Die Serie war ein großer Erfolg und erfreut sich in Japan selbst heute noch einer gewissen Popularität. Für Regisseur Hideaki Anno war "Nadia" Experimentierfläche und Wegbereiter für seinen späteren Mega-Erfolg "Neon Genesis Evangelion".

In der Tat gibt es zwischen "Neon Genesis Evangelion" und "Nadia" so viele Gemeinsamkeiten, dass man ganze Abhandlungen darüber schreiben könnte (und an anderer Stelle wurde dies auch schon getan). Das fängt bei Grundthemen an (z.B. dem Erwachsenwerden bzw. dem Finden zu sich selbst) und geht über bestimmte Charaktere (z.B. die verhasste Vaterfigur, die seine "Mission" über seine eigenen Kinder gestellt hat) bis hin zu gewissen Szenen und Motiven, die quasi 1:1 in beiden Serien vorkommen. Sowohl NGE als auch "Nadia" ziehen einen Großteil ihrer Faszination nicht nur aus der Story, sondern vielmehr aus den komplexen Charakteren und ihren Beziehungen zueinander.

Nichtsdestotrotz ist "Nadia" wesentlich zugänglicher als das verworrene "Neon Genesis Evangelion". Einige der Charaktere sind zwar auch hier ziemlich kaputte Persönlichkeiten, aber alles in allem ist die Mehrheit der Charaktere doch eher sympathisch und nett. Obwohl die Serie viele düstere Elemente enthält und Gewalt und Tod thematisiert, ist "Nadia" im Prinzip eine klassische Abenteuergeschichte, deren Stimmung nicht zuletzt dank vieler Comedy-Einlagen überwiegend heiter ist. Es macht einfach Spaß, den ständigen Streitereien zwischen Jean und Nadja oder dem liebenswerten Gangster-Trio Grandis, Hanson und Sanson zuzusehen. Die stellenweise wirklich urkomische Mimik des Löwen King ist fast schon Grund genug sich die Serie anzusehen.

Nun, "Nadia" ist zweifellos eine gute Serie (wir reden schließlich von einer GAINAX-Produktion), aber trotzdem kann ich den Hype, der um sie gemacht wird, nicht so ganz nachvollziehen. Die Serie hat nämlich auch einige erhebliche Mängel, die schwer zu ignorieren sind. Zum einen wäre da die Tatsache, dass NHK (der Fernsehsender, der "Nadia" ursprünglich ausstrahlte) mitten in der Produktion der Serie GAINAX noch 12 zusätzliche Folgen zu den ursprünglich geplanten 27 aufgedrückt hat - ohne GAINAX das notwendige Geld und die Zeit dafür zu geben, es richtig zu machen. Herausgekommen sind die sogenannten "Insel-Episoden" (Folgen 23-35), die sowohl was Story als auch Animation (die Folgen wurden zum großen Teil nicht von GAINAX selber angefertigt) betrifft gegenüber dem Rest der Serie ziemlich abfallen. Besonders ärgerlich ist dies, da zu dem Zeitpunkt als diese Folgen beginnen, die Haupthandlung gerade einen absoluten Höhepunkt erreicht hat und man eigentlich gerne wüsste wie es weitergeht. Stattdessen muss man sich nun aber mit kleineren Nebengeschichten begnügen, die zwar zur weiteren Charakterisierung der Protagonisten beitragen mögen, aber insgesamt leider recht wenig mit der eigentlich interessanten Haupthandlung zu tun haben.

Weiterhin wird "Nadia" die bereits oben angeführte Verwandtschaft zu "Neon Genesis Evangelion" ein wenig zum Verhängnis, wenn man NGE wie ich schon vor "Nadia" gesehen hat. Denn ich musste feststellen, dass viele der Elemente, die ich an "Nadia" gut fand, auch in NGE vorhanden sind - nur eben besser. Warum soll ich mir also den Prototyp ansehen, wenn ich doch das ausgereifte Serienmodell haben kann? Es war sicherlich ganz interessant die Ursprünge vieler von Annos Ideen zu sehen und zu erkennen wie sie sich weiterentwickelt haben, aber letztendlich ist die Umsetzung vieler dieser Ideen in NGE einfach bedeutend besser gelungen und im direkten Vergleich muss "Nadia" deswegen einiges an Federn lassen.

Einen beträchtlichen Teil der Schuld an der Tatsache, dass mich die Serie nicht sonderlich vom Hocker gerissen hat, schreibe ich allerdings auch der schlechten deutschen Umsetzung zu. Dinge wie ein vermurkstes Opening (das fehlende Ending ist im Fernsehen ja leider mittlerweile normal), Schnitte an teilweise extrem handlungsrelevanten Stellen und eine nicht immer sehr gelungene Synchronisation (insbesondere an die Stimme von Nadja muss man sich erst mal gewöhnen) können einem den Spaß an einer Serie schon etwas vermiesen.

Fazit: "Nadja - Die Macht des Zaubersteins" ist eine gute Serie, mehr aber auch nicht. Es gibt eine Vielzahl von besseren Anime-Produktionen, die ich "Nadia" jederzeit vorziehen würde (unter anderem eben auch "Neon Genesis Evangelion"), aber trotzdem kann es sich für Freunde von Abenteuergeschichten mit interessanten Charakteren lohnen mal einen Blick zu riskieren. Von der deutschen TV-Fassung kann ich an dieser Stelle allerdings nur abraten.


Yellow Ball

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