Dolas letzter Kunde

Dola hatte gleich ein schlechtes Gefühl gehabt, als die drei Fremden ihren kleinen Laden betreten hatten. Und nun, da sie von einer unsichtbaren Hand an die Wand gedrückt wurde, kaum noch in der Lage zu atmen, musste sie einsehen, dass sich ihre Vorahnungen mal wieder bestätigt hatten. Nur half ihr das nun auch nicht weiter, während sie dem unheimlichen Mann in dem dunklen Mantel völlig ausgeliefert war. Aus irgendeinem Grund war jeglicher Funke von Widerstand aus ihrem Geist gewichen, obwohl sie genau wusste, dass ihr der Fremde, der seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte und sie mit stechenden Augen anstarrte, bestimmt nichts Gutes wollte. Hinter dem Mann im Schatten verborgen konnte sie nur vage die beiden anderen Fremden, zwei große behaarte humanoide Kreaturen mit messerscharfen Zähnen, erkennen, die den Mann begleitet hatten. Sie knurrten leise.

Plötzlich verstärkte sich der Druck auf Dolas Brust wieder, und der Mann stellte seine Frage erneut: "Wo ist der Würfel?"

Dola wollte nicht antworten, tat es aus einem unerfindlichen Grund aber doch: "Ich weiß es nicht. Ich habe ihn vor einer Woche verkauft."

"Verkauft?!", ertönte die verärgerte Stimme des Mannes. "An wen?"

Wieder musste Dola gegen ihren Willen antworten: "Ich glaube der Kerl hieß Gaswik oder so. Ein ziemlich heruntergekommener Mensch, der ständig wirres Zeug geredet hat."

Der Mann schien einen Moment nachzudenken, dann fragte er weiter: "Wo ist dieser Gaswik jetzt?"

Dolas Mund antwortete wie von selbst: "Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, dass er irgendetwas vom Trivesh-System gefaselt hat."

Ein kaltes Lächeln umspielte den Mund des Mannes und endlich ließ auch der Druck auf Dolas Brust ein wenig nach. Der Mann schüttelte irgendwie enttäuscht wirkend den Kopf und richtete dann wieder das Wort an Dola.

"Weißt du eigentlich, was du da in den Händen gehalten hast, du erbärmliche Kreatur? Es könnte der Schlüssel gewesen sein, den ich schon so lange suche. Und du verkaufst ihn einfach an einen dahergelaufenen Händler."

Der Mann drehte sich um und schritt in Richtung Ausgang. Der Druck auf Dolas Brust war jetzt vollkommen verschwunden und sie konnte endlich wieder richtig atmen.

Kurz bevor der Mann den Ausgang erreicht hatte, hielt er noch einmal inne und sagte in beinahe beiläufigen Ton zu den beiden Kreaturen, die ihn begleitet hatten: "Sie gehört euch." Danach verließ er Dolas Laden.

Die beiden Kreaturen aber schritten mit gebleckten Zähnen und gierigen roten Augen auf die am Boden kauernde Dola zu. Es sollte das Letzte sein, was Dola in ihrem Leben erblickte.



© 2001 by Daniel "Worm" Benkmann (worm@daniworm.de)