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Crest of the Stars

Cover der ersten US-DVD von Crest of the Stars

jap. Originaltitel:

Seikai no Monshou

Erscheinungsjahr:

1999

Genre:

Science Fiction

Drehbuch:

Aya Yoshinaga nach den Romanen von Hiroyuki Morioka

Regie:

Yasuchika Nagaoka

Character Design:

Keisuke Watabe

Laufzeit:

12 Folgen à ca. 25 Minuten + 1 Folge à ca. 40 Minuten

Review-Version:

US-DVDs von Bandai Entertainment



Die Handlung

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Auf dem von Menschen besiedelten Planeten Martine bricht Panik aus, als wie aus dem Nichts eine gigantische Invasionsflotte auftaucht und ihre Kriegsschiffe vor dem Planeten parkt. Die Eigentümer dieser Flotte sind die Abh, eine Rasse von Weltraumfahrern, die ursprünglich vom Menschen abstammt, sich selbst aber durch massive Genmanipulationen an ihren Lebensraum angepasst hat - den Weltraum. Die Abh sehen sich nämlich als die einzig wahren Bewohner des Weltalls an (haben dafür aber kaum Interesse an Planeten) und beanspruchen für sich das exklusive Recht interstellare Raumschiffe besitzen zu dürfen. Im Namen ihrer Imperatorin wollen sie nun auch Martine in ihr gigantisches Reich eingliedern.

Aufgrund der überragenden militärischen Stärke der Abh sieht Rock Lin, der Präsident von Martine, keine andere Möglichkeit als zu kapitulieren - allerdings nicht ohne vorher für sich noch einen günstigen Deal dabei herauszuschlagen. So kommt es, dass Rock Lin in den Adel der Abh erhoben wird und fortan in ihrem Namen über das Hyde System regieren soll. Verständlicherweise sind viele der Bewohner von Martine mit der bedingungslosen Kapitulation nicht ganz einverstanden und betrachten Rock Lin als Verräter an seinem Volk. Während sich dieser also möglichst schnell aus dem Staub und auf den Weg zur Hauptstadt der Abh macht, wird sein 10-jähriger Sohn Jinto, der sich plötzlich damit konfrontiert sieht ein waschechter Abh-Adeliger zu sein, auf eine Schule in einem anderen Sternensystem geschickt, an der er die Sprache und Kultur der Abh lernen soll.

Sieben Jahre später ist Jinto zu einem jungen Erwachsenen herangereift, der nun wie alle Abh-Adeligen für mindestens 10 Jahre dem Abh-Militär dienen muss, und deswegen zu einer Militärschule gebracht werden soll. Natürlich ist Jinto sehr aufgeregt - nicht zuletzt, da er heute seinen ersten echten Abh zu Gesicht bekommen soll. So kommt es, dass Jinto auf die hübsche und resolute Lafiel trifft, die ihn zum Patrouillenschiff Gosroth eskortiert, das ihn zur Militärakademie bringen soll. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Freundschaft, wobei Jinto feststellen muss, dass seine Kenntnisse über die Eigenarten der Abh doch noch ziemlich beschränkt sind. Auch mit seiner eigenen Rolle als Adliger kommt er noch nicht so ganz klar.

Doch wie sich bald herausstellen soll, sind eventuelle Etikettefehler noch Jintos geringste Sorgen. Denn die Galaxie steht kurz vor dem Ausbruch eines gewaltigen Krieges. Die neben dem Abh-Imperium vier größten interstellaren Nationen haben sich zusammengeschlossen um die weitere Expansion der Abh zu verhindern. Als ihr erstes Ziel haben sie sich das Sufugnoff-System ausgesucht und eine große Kriegsflotte dorthin entsandt. Doch als die Gosroth die Kriegsflotte auf ihrem Weg entdeckt, werden auch Lafiel und Jinto in den Konflikt hineingezogen.

Meine Meinung

"Crest of the Stars" (Seikai no Monshou) basiert auf einer in Japan sehr erfolgreichen Romanreihe von Hiroyuki Morioka, die momentan sechs Romane umfasst und sicherlich noch weiter fortgeführt wird. Neben der hier besprochenen 13-teiligen Anime-Serie gibt es mittlerweile bereits zwei Fortsetzungsserien ("Battleflag of the Stars" (Seikai no Senki) I und II), ein TV-Special und ein paar Filme, die aber hauptsächlich Zusammenfassungen der Serien sind. Wir haben es hier also zweifellos mit einer epischen Geschichte zu tun, die noch lange nicht zu Ende erzählt ist und "Crest of the Stars" stellt nur die Spitze des Eisberges dar. Doch das sollte niemanden abschrecken, sich die Serie anzusehen, denn "Crest of the Stars" kann durchaus als eigenständige Serie überzeugen und hat für sich alleine gesehen auch ein sehr schönes Ende. Trotzdem an dieser Stelle eine faire Warnung von mir: Wenn ihr erst mal vom "Crest of the Stars" Universum gekostet habt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ihr mehr davon haben wollt.

Andererseits mag es aber sicher auch einige Leute geben, denen der für Animes recht ungewöhnliche Erzählstil der Serie nicht so ganz zusagt. Denn obwohl ich im Laufe der Zeit nun wirklich schon einen Haufen Romanverfilmungen (sei es Anime oder Realfilm) gesehen habe, kann ich mich an keine erinnern, der man ihren Roman-Ursprung derart deutlich angesehen hat. "Crest of the Stars" ist stellenweise so extrem dialoglastig, dass es mir fast so vorkam, als würde ich mir ein Hörspiel anhören, das nebenher noch mit ein paar Bildern unterlegt ist - oder, da ich die Originalfassung mit Untertiteln gesehen habe, besser gesagt: Ich hätte bei den Untertitel-Textmassen wahrscheinlich gleich das Buch lesen und ab und zu einen Blick auf ein paar Illustrationen werfen können. Das Ergebnis wäre ungefähr dasselbe gewesen.

Man möge mich jetzt aber nicht falsch verstehen. Ich habe nichts gegen viele Dialoge und in der Tat stellen diese sogar die große Stärke von "Crest of the Stars" dar, da durch sie die Hauptpersonen so gut charakterisiert werden, wie das in kaum einer anderen Serie der Fall ist. Aber wenn ich eine Geschichte in einem visuellen Medium erzähle, dann sollte ich seine Möglichkeiten auch ausreizen und muss mich an gewisse Regeln halten. In einem Roman ist es absolut kein Problem, sich in den ersten Kapiteln Zeit zu lassen und den Leser erst mal lang und breit über das Setting und die Charaktere zu informieren. In einem visuellen Medium hingegen wirkt es etwas komisch, wenn die ersten paar Episoden einzig und allein der Exposition dienen und kaum visuelle Action zu bieten haben. Wie gesagt können sich dadurch zwar die Hauptpersonen sehr schön entfalten, aber es gibt auch genug Beispiele von Serien, die sehr gut vormachen, dass sich ausführliche Charakterisierung der Protagonisten und spannende Action nicht zwangsläufig ausschließen müssen. "Crest of the Stars" dürfte durch seinen langatmigen Einstieg wahrscheinlich viele Zuseher schon ganz am Anfang vergraulen.

Später in der Serie gibt es zwar einige Action-Szenen, diese werden aber leider ebenfalls immer wieder durch überflüssige Exposition jeglicher Dramatik beraubt. Da wird die Action schon mal unterbrochen, um sich lang und breit über die Reise durch den "Plane Space" (so eine Art Hyperraum) auszulassen oder über seine eigenen Hoffnungen und Ängste zu reflektieren. Auch sonst sind die Action-Szenen nicht sonderlich berauschend inszeniert. Das grüne Gegriesel, das symbolisiert, dass sich das Raumschiff gerade im oben erwähnten "Plane Space" bewegt, fand ich während der Weltraum-Schlachten eher störend als stimmungsvoll. Die Tatsache, dass im "Plane Space" nur 2 Dimensionen existieren, schränkt zudem noch die Möglichkeiten für spannende Raumschiff-Dogfights ziemlich ein.

Nein, "Crest of the Stars" ist wahrlich keine Action-Serie (obwohl die Action-Szenen in den letzten drei Folgen sogar ganz gut gelungen sind) und Leute, die spannende Weltraumkämpfe suchen, sollten wohl lieber zu etwas anderem greifen. Wer allerdings wert auf interessante Charaktere und ein detailliertes Setting legt, ist hier goldrichtig. Es ist einfach faszinierend immer mehr über das "Crest of the Stars" Universum und vor allem die Kultur der Abh zu erfahren. Hierbei geht die Detailverliebtheit so weit, dass Autor Hiroyuki Morioka sogar eine komplett eigene Sprache und Schrift für die Abh entwickelt hat. Jede Folge beginnt mit einem Erzähler, der in Abh-Sprache (die zum Verständnis des Zuschauer gottseidank untertitelt ist) kurze Einblicke in den enormen Hintergrund der Abh-Kultur gewährt, und damit eine perfekte atmosphärische Einstimmung für die Serie vorlegt. Auch die orchestrale Opening-Musik passt sehr gut zur Stimmung der Serie, obwohl das Opening selber wohl das einfallsloseste Anime-Opening ist, das ich kenne. Innerhalb der Serie variiert die Qualität der Musik ziemlich, untermalt im Allgemeinen das Geschehen aber relativ adäquat.

Technisch gesehen reißt die Serie wahrscheinlich niemanden vom Hocker, was teilweise aber auch wieder mit der enormen Dialoglastigkeit zu tun hat. Normalerweise hampeln Leute beim Reden nun mal nicht sonderlich viel herum (zumindest wenn sie keine Italiener sind ;-)), weswegen sich die Animationen auf ein Minimum beschränken. In den Szenen, wo sich dann mal etwas bewegt, sind sie allerdings sehr flüssig und können sich mit der durchschnittlichen OVA durchaus messen. Die Zeichnungen selber wissen genauso zu Gefallen, wenn auch nicht zu Begeistern. Als bekennender Elfen-Fan hat mir natürlich vor allem das Character-Design der Abh sehr gut gefallen. Die Mechanical Designs sind ebenfalls recht ansehlich.

Fazit: Wer ernsthafte Science Fiction in einem faszinierenden Universum mit komplexen Charakterinteraktionen zu schätzen weiß, der wird um "Crest of the Stars" nicht herum kommen. Die (sehr gute) Handlung zieht sich zwar ein wenig arg in die Länge, aber dafür wird man mit einer Vielzahl an interessanten Charakteren und der unvergleichlichen Abh-Kultur ausreichend entschädigt. Insgesamt gesehen ist die Serie wohl eher was für Fans von Isaac Asimov als von George Lucas (was nicht heißt, dass man nicht Fan von beiden sein kann).


Yellow Ball

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